Am 13. August 2006 erblickte belauscht.de das Licht der Welt. Kaum zu glauben, aber als wir die Seite gründeten, kannte Facebook hierzulande noch niemand, das iPhone gab es noch nicht, von Whatsapp oder Videostreaming ganz zu schweigen. Unser Blog darf also durchaus als ein kleiner Methusalem im Netzzeitalter bezeichnet werden.
Über das 10. Jubiläum freuen wir uns sehr – gleichzeitig ist es für uns ein Anlass, eine gar nicht leichte Entscheidung zu verkünden: wir werden den regelmäßigen Betrieb von belauscht.de von nun an einstellen und die Seite als Archiv weiterführen. Ab sofort werden wir keine neuen Einsendungen mehr posten.
Bielefeld.
Im Supermarkt an der Kasse vor mir. Ein kleines Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt, packt mit seiner Mama die Einkäufe auf das Kassenband. Mit großen Augen starrt es das Süßigkeitenregal an.
Mädchen: “Mama, ich will KAUGUUUUMMIIIIIS!”
Mutter (in neutralem Ton): “Du kannst die haben, die Papa gestern mitgebracht hat. Der kommt eh nie wieder zurück.”
belauscht in Bielefeld von Lucy
München. Im Bus.
Ein Bekannter, frisch nach München gezogen, steigt in den Bus und fragt den Fahrer, ob er eine bestimmte Haltestelle anfährt. Darauf der Fahrer:
“Wenn´s Earna net auskenna, bleims halt dahoam!”
belauscht in München von Ulrike
Schwenningen. In einem Bademodengeschäft.
Eine Mutter (ca. 35) ist mit Ihrem Sohn (ca. 5) einen Badeanzug aussuchen. Das Fachgeschäft ist sehr klein und beinhaltet nur zwei Umkleidekabinen. Mutter schnappt sich einige Teile zum Anprobieren und nimmt ihren Sohn mit in die Kabine. Kurze Zeit später hört man den Sohn lauthals schreien:
“OHJE MAMA, warum hängen dein Tittis soo?!”
belauscht in Schwenningen von Katharina
Lippstadt. Otto-Hahn-Straße.
In der Sporthalle des Lippe-Berufskollegs. Ein Mann (ca. 26) steht unter der Dusche. Plötzlich kommt ein weiterer, wildfremder Mann (ca. 40) dazu, ebenso vollkommen nackt. Er schaut erst in die Dusche, dann dem anderen Mann in die Augen und sagt in einem trockenen Tonfall:
“Sooo, jetzt geben die Rolling Browns erstmal ihr letztes Konzert!”
…und geht auf die Toilette.
belauscht in Lippstadt von Heiko
Oldenburg.
Eine Mutter sitzt mit ihrem Sohn (ca.4) in der hinteren Reihe in einem Bus. Das Kind ist seit dem Einstieg damit beschäftigt, lautstark die Mutter mit Fragen zu löchern. Die Mutter antwortet gern, ruhig und ausführlich auf alle Fragen des kleinen Sohnes. Irgendwann schweigt der Sohn und hibbelt weiterhin summend auf seinem Platz herum. Der Bus hält an einer Haltestelle und er schaut plötzlich mit großen Augen aus dem Fenster und ruft:
“Ohhhhhhh, schöne Frauuuuuuu!”
Die ersten Fahrgäste können sich ein Lächeln nicht verkneifen und die Mutter schaut ihn entsetzt mit großen Augen an.
Mutter: “Jonathan, von wem hast du denn das gelernt?!”
Darauf der Sohn mit stolzem Blick und weit aufgerissenen Augen: “PAPA!”
belauscht in Oldenburg von Linda
Landsberg am Lech.
Deutschland hat grad das Auftaktspiel gegen Australien mit 4:0 gewonnen. Die Fans laufen und fahren mit ihren Autos jubelnd und feiernd bei uns die Hauptstraße auf und ab. Ich geh also ins Zimmer meiner Tochter, um nach zu sehen, ob sie da schlafen kann.
Sie(3) schaut mich verschlafen an und sagt:
“Der Papa soll mal runter gehen und den Leuten sagen, sie sollen leise sein, ich will schlafen.”
belauscht in Landsberg am Lech von Melanie
Frankfurt a.M.. Flughafen.
Am Ende des Fluges von Brüssel nach Frankfurt. Nachdem wir endlich wegen schlechten Wetters mit vierstündiger Verspätung in Frankfurt gelandet sind, meldet sich der Pilot aus dem Cockpit:
„Herzlich willkommen mit Verspätung in Frankfurt und vielen Dank, dass Sie mit der Deutschen Bahn gereist sind!“
belauscht in Frankfurt von Simon
Düsseldorf. Straßenbahn zwischen Birkenstraße und Hauptbahnhof.
Die Linie 709 ist um 8:00 Uhr morgens rappelvoll, alle wollen zur Arbeit und der Hauptbahnhof ist die nächste Haltestelle. Plötzlich eine Durchsage vom Fahrer:
“Meine lieben Fahrgäste, auf Grund eines Systemabsturzes können die angefahrenen Haltestellen leider weder durchgesagt noch am Bildschirm angezeigt werden… Doch so schlimm ist das ja eh nicht, da Sie alle wissen, wo Sie hin müssen, gelle?”
Hinter mir entwickelt sich folgendes Gespräch:
Studentin #1: “Scheiße, wie komm ich denn jetzt zur Uni?”
Studentin #2: “Die Bahnen fahren doch noch ganz normal, die zeigen nur nicht mehr an, wo wir gerade sind.”
Studentin #1: “Ja glaubst du ich finde den Weg zur Uni, ohne dass die mir sagen, wann ich aussteigen muss?”
Studentin #2: “Aber du fährst den Weg doch schon seit zwei Jahren jeden Morgen…”
Studentin #1: “Es gibt Wichtigeres, das ich mir merken muss!”
Vor mir höre ich eine ältere Dame murmeln:
“Und wie komme ich jetzt nach Hause?”
belauscht in Düsseldorf von Jorge
